Wenn es um die Entscheidung zwischen Ausbildung und Studium geht, sind viele Jugendliche verunsichert. Das hängt auch mit verschiedenen Behauptungen und Mythen zusammen, die immer wieder transportiert und wiedergegeben werden. Dazu gehört beispielsweise auch der Mythos, nur wer studiert habe, könne ein gutes Einkommen erzielen.
Zehn dieser Mythen ist sind nun die Bertelsmann Stiftung und das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) auf den Grund gegangen. In einer gemeinsamen Analyse führten sie einen Faktencheck durch. Das soll jungen Menschen bei der Wahl ihrer Ausbildungswege helfen.
Hier einige Beispiele:
Mythos: „Alle mit Abitur studieren dann auch.“
Das ist nicht korrekt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass im Jahr 2021 rund 30 Prozent der Auszubildenden über (Fach-) Abitur verfügten. Im Jahr 2008 waren es noch 18,4 Prozent gewesen. Insbesondere im Zeitraum 2008 bis 2019 ist der Anteil von Auszubildenden mit Abitur kontinuierlich angestiegen. Insgesamt gab es im Jahr 2022 rund 361. 000 Auszubildende mit (Fach-) Abitur.
Diese Entwicklung war im Übrigen der Zahl der Studienanfänger nicht abträglich. Diese bewegte sich in den vergangenen Jahren stets um den Wert von 400.000 Neueinschreibungen je Wintersemester.
Mythos: „Nur Akademiker verdienen gut“
Diese Aussage gilt nicht generell. Zwar verdienen Beschäftigte mit Studienabschluss im Durchschnitt mehr als Beschäftigte mit Berufsausbildung, doch gilt das zum Beispiel nicht im Vergleich zu Beschäftigten mit Fachschulabschluss. Auch als Meister oder Techniker verdient man im Mittel nicht weniger als ein Arbeitnehmer mit Studienabschluss.
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Höhe des Einkommens von vielen individuellen Umständen wie dem gewählten Beruf, der Branche sowie der Region abhängt. Und nicht zuletzt spielt auch die Leistung im Job eine Rolle. Hier haben diejenigen Vorteile, die ihren Job gerne ausüben. Aus diesem Grund lautet die Empfehlung, bei der Entscheidung zwischen Ausbildung und Studium nicht nur auf das Gehalt zu schauen, sondern auch weitere Kriterien wie persönliche Interessen, Neigungen sowie die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf zu berücksichtigen.
Mythos: „Der Fachkräftemangel betrifft nur Ausbildungsberufe“
Wenn vom Fachkräftemangel die Rede ist, dann geschieht das oftmals im Zusammenhang mit Ausbildungsberufen wie Pflegefachkräften oder auch Handwerksberufen. Doch auch für Berufe mit vorherigem Studium gibt es einen großen Bedarf an Fachkräften.
Nach einer Prognose des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) wird es im Jahr 2026 vor allem einen Mangel an Fachkräften im Verkauf sowie bei Spezialistinnen und Spezialisten im Bereich der Kinderbetreuung und Kindererziehung geben. Doch auch die Nachfrage nach Informatik-Experten sowie Experten in der Bauplanung und der Bauüberwachung wird das Angebot an entsprechenden Fachkräften übersteigen.
Zu den weiteren Mythen rund um Studium und Ausbildung, die in der Analyse untersucht werden, gehört zum Beispiel auch die Auffassung, dass inzwischen fast alle Schülerinnen und Schüler Abitur machen und dass die Entscheidung zwischen Studium und Ausbildung ein „Entweder Oder“ sei.
Fazit
Die Aufarbeitung der Mythen zu Ausbildung und Studium kann jungen Menschen bei der Planung ihres Werdegangs helfen und ihnen zusätzliche Sicherheit für ihre Entscheidungen verschaffen. Die Relativierung der Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Bildungswegen kann außerdem dazu beitragen, für mehr Beweglichkeit zwischen den Berufssegmenten zu sorgen. Das kann zusätzliche Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt schaffen.