Frauen leiden besonders unter Fachkräftemangel

Frauen leiden besonders unter Fachkräftemangel

News | 18.04.2024

Der in Deutschland herrschende Fachkräftemangel geht vor allem zu Lasten von Frauen. Das liegt daran, dass typischerweise von Frauen dominierte Berufe besonders vom Fachkräftemangel geprägt sind. Die Bereitschaft von Männern zur Ausübung typischer Frauenberufe ist noch immer begrenzt.

Während in vielen Branchen Fachkräftemangel herrscht, haben bestimmte Bereiche besonders stark unter fehlenden Arbeitskräften zu leiden. Oftmals betroffen sind Berufe, die typischerweise von Frauen ausgeübt werden. So waren nach Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Jahr 2023 fünf der zehn Berufe mit dem größten Fachkräftemangel klassische Frauenberufe.

Im Bereich Kinderbetreuung und Kindererziehung konnten im Jahr 2023 bundesweit 20.000 offene Stellen nicht besetzt werden. Das geht überwiegend zu Lasten der in diesen Berufen tätigen Frauen. Ihr Anteil in diesem Bereich liegt bei fast 90 Prozent.

In der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik beträgt der Frauenanteil 77 Prozent. Ähnlich sieht es in der Alten- und Krankenpflege aus. In beiden Bereichen zusammen konnten 33.000 offene Stellen nicht besetzt werden.

Wie wirkt sich die Abkehr von tradierten Geschlechterrollen aus?

Es gibt zumindest Ansätze für eine Abkehr von typischen Mustern bei der Berufswahl durch Frauen und Männer. So stieg zum Beispiel der Frauenanteil in Informatikberufen seit 2014 von 14,5 auf 20,4 Prozent an. Bei den Kfz-Mechatronikern gab es sogar eine Verdoppelung des Frauenanteils auf zuletzt rund fünf Prozent. Männer wählen aber nicht unbedingt häufiger Berufe, in denen Frauen dominieren. Beispiel Sozialarbeit: Hier sank der Männeranteil von 25,2 Prozent im Jahr 2014 auf 23 Prozent im Jahr 2023. Dagegen stieg der Männeranteil in der Gesundheits- und Krankenpflege zwischen 2014 und 2023 von 23,2 auf 25,5 Prozent.

Mögliche Lösungen für das Problem

Wenn mehr Frauen typische Männerberufe wählen, Männer sich aber nicht gleichzeitig mehr für typische Frauenberufe entscheiden, kann dass die Fachkräfteproblematik in diesen Berufen zusätzlich verschärfen, worunter die Beschäftigten, meist Frauen, zu leiden haben.
Eine Aufgabe von Politik und Wirtschaft muss es daher sein, die Attraktivität von Jobs in den Bereichen Pflege, Soziales und Gesundheit weiter zu erhöhen - zum Beispiel durch bessere Arbeitsbedingungen, familienfreundliche Arbeitszeiten und eine bessere Bezahlung. Auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ist notwendig, um die bestehenden Lücken auszugleichen.

 

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.