Kanalbauer: Berufsbild, Ausbilung, Gehalt

Kanalbauer: Berufsbild, Ausbilung, Gehalt

Berufsleben | 01.03.2020

Rohrleitungen sind der Arbeitsgegenstand der Kanalbauer. Sie bauen Abwasserleitungen für kleine Gebäude ebenso, wie ganze Rohrleitungssysteme für Gemeinden. Dabei werden verschiedene Materialien verarbeitet, wie Metall und Kunststoff, Beton oder Steinzeug.

Was macht ein Kanalbauer*?

Kanalbauern obliegen auch die Vorarbeiten, wie das Vermessen der Strecke, das Absichern der Baustelle und die erforderlichen Tiefbauarbeiten. Die Schächte müssen gesichert und ggf. trockengelegt werden, ehe die eigentliche Arbeit beginnt.

Erst dann werden Rohre entsprechend der Planungen verlegt, auf Dichtigkeit geprüft und für die Nutzung freigegeben. Außerdem obliegt es den Kanalbauern, solche Abwasserrohre zu sanieren und instand zu halten.

Kanalarbeiter sind heute jedoch nicht mehr nur mit Schaufel und Hacke unterwegs. Sie arbeiten mit Kleinrobotern und haben ferngesteuerte Kameras zur Hand, damit sie eventuelle Schäden auch dort finden können, wo die Leitungen unter der Erde verlegt sind. Verschiedenste Maschinen sind zu bedienen, allein schon bei den Vermessungsarbeiten.

Dennoch ist die Arbeit auch körperlich anspruchsvoll. Muskelkraft ist ebenso nötig, wie technisches Verständnis und ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Man muss Lagepläne lesen können und Bagger bedienen, Straßen nach der eigentlichen Arbeit wieder asphaltieren und erneuern.

Da die Kanalisation unterirdisch verläuft, müssen die Kanalarbeiter einen Teil ihrer Arbeit unter der Erdoberfläche verrichten. Außerdem gibt es heute ein großes Spektrum an grabenloser Rohrverlegung, sodass teilweise die Arbeiten präzise und mit viel Geschick ohne Tiefbauarbeiten vollbracht werden.

Erdverdrängungsraketen und Horizontalspülanlagen müssen deshalb beherrscht werden können. Korrosionsschutzmaßnahmen sind ebenso wichtig wie die Reinigung von Rohranlagen. Es können heute Inliner-Rohre eingezogen und Kanäle damit abgedichtet werden, sodass kein kompletter Austausch erfolgen muss.

Zudem gehört es zu den Aufgaben der Kanalbauer, dass sie Betonsohlen herstellen und Mörtelschichten einbauen, andere Schachtsohlen einbringen oder Schachtbauwerke abdichten und ähnliche Arbeiten verrichten.

Wie wird man Kanalbauer?

Die Ausbilung

Die dreijährige Ausbildung zum Kanalbauer ist eine Duale. Man sollte handwerkliches Geschick mitbringen und eine gute Auge-Hand-Koordination. Die Ausbildung kann sowohl im Handwerk als auch in der Industrie erfolgen.

Von Rechts wegen ist es nicht vorgeschrieben, eine bestimmte Schulbildung abgeschlossen zu haben. Dennoch werden Absolventen des mittleren Schulabschlusses oder der Hauptschule bevorzugt eingestellt. Die Praxis zeigt, dass rund die Hälfte der neu beginnenden Lehrlinge den Hauptschulabschluss haben, die andere Hälfte sogar einen höheren Schulabschluss.

Wichtige Schulfächer, die man mit guten Ergebnissen belegt haben sollte, sind Werken und Technik, Mathematik und auch Physik. Interesse sollten die Lehrlinge an praktischen Arbeiten haben und Leistungs- sowie Einsatzbereitschaft mitbringen.

Auch Umsicht und eine selbstständige Arbeitsweise sind wichtig, Flexibilität und Sorgfalt. Ebenfalls wichtig ist eine gute Teamarbeit, da man meist in der Gruppe arbeitet.

Natürlich darf es den jungen Leuten nichts ausmachen, in engen Schächten oder unter Tage tätig zu sein. Ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen hilft, sich dort zurechtzufinden.

Die Lehrlinge brauchen ein gutes Verständnis für mündliche Äußerungen, da sie Arbeitsanweisungen umsetzen müssen, eventuell auch bei Lärm und ungünstigen Verhältnissen.

Was kann man als Kanalbauer verdienen?

Ausbildungsvergütung

  1. Ausbildungsjahr : ca. 610-690 €
  2. Ausbildungsjahr: ca. 840-1060 €
  3. Ausbildungsjahr: ca. 1060-1340 €

Einstiegslohn / Spitzenlohn

Der Verdienst als Kanalbauer bewegt sich zunächst zwischen ca. 2.400 und 2.800 Euro brutto monatlich. Meist wird nicht nur ein fester Lohn bezahlt, sondern es kommen Zuschläge auf die Bezüge, wie beispielsweise für Nacht- und Schichtarbeit. Notfälle, wie Überschwemmungen oder gebrochene Leitungen verlangen eine Bereitschaft, auch ungeplant zu arbeiten. Auch finden Bauarbeiten häufig nachts statt, um tagsüber den Verkehr auf der betreffenden Straße nicht zu behindern.

Wer länger im Job ist, und eine gewisse Berufserfahrung vorweisen kann, bekommt auch steigende Bezüge. Dies können 3.000 Euro brutto monatlich sein oder sogar noch etwas mehr. Wer an Weiterbildungen teilnimmt, und beispielsweise als Polier tätig ist, kann sogar mit Spitzenverdiensten bis zu 4.000 Euro brutto rechnen.

Wie sehen die Einstiegschancen für Kanalbauer aus?

Wer Spaß an körperlicher Arbeit hat, gern mit modernen Maschinen arbeitet und sehr verantwortungsbewusst ist, kann sich sehr gut in diesen Beruf einfinden. Man sollte eher auf eine Lehre zum Kanalbauer verzichten, wenn man gesundheitliche Probleme hat, ungern körperlich arbeitet oder schmutzig ist, und vor allem ist der Beruf für junge Leute nahezu ausgeschlossen, die Angst haben, sich in engen Räumen aufzuhalten.

Aufgrund der weiter anhaltenden Bautätigkeit kann man sich gute Chancen ausrechnen, im Beruf Fuß zu fassen.

Wer stellt Kanalbauer ein?

Kanalbauer werden vorwiegend in Tiefbaufirmen benötigt. Eingestellt werden kann man aber auch bei Unternehmen der Wasserwirtschaft und bei Bauämtern.

Entwicklungschancen

Wer seine Lehrzeit erfolgreich absolviert hat, kann sich Kanalbauer nennen. Viele möchten dann in diesem Beruf als Fachkraft arbeiten. Doch wer will, kann sich auch weiterbilden und somit mehr Verantwortung übernehmen und auch mehr verdienen.

Die erste Stufe wäre der Vorarbeiter. Dieser ist der Leiter einer bestimmten Gruppe, die selbstständig ein Arbeitsfeld übernimmt. Er gibt Anweisungen und überprüft die Arbeiten seiner Kollegen. Auch gilt der Vorarbeiter als Ansprechpartner für die Mitarbeiter.

Eine weitere Möglichkeit ist die Weiterbildung zum Polier. Der Polier im Bereich Tiefbau übernimmt bei verschiedenen Tiefbauarbeiten die Führung. Er plant und steuert die Arbeiten und deren Ablauf auf der Baustelle, und ist verantwortlich für die Mitarbeiter und deren fachgerechten Einsatz.

Wer sich nicht scheut, noch eine umfangreichere Weiterbildung zu absolvieren, kann Techniker oder Industriemeister der Fachrichtung Leitungsbau werden. Als Techniker geht man in Richtung Bautechnik mit Schwerpunkt Tiefbau und Bautechnik. Er ist dann auch maßgeblich an der Planung beteiligt. Industriemeister können sämtliche Führungsaufgaben im Bereich des Leitungsbaus übernehmen.

Sogar ein Studium ist möglich – und zwar des Bauingenieurwesens. Allerdings wird dafür das Abitur benötigt.

Tipps für die Bewerbung als Kanalbauer

Wer von sich sagen kann, dass er verantwortungsbewusst ist und gern im Team arbeitet, sollte dies in der Bewerbung erwähnen. Aber auch eine selbstständige Arbeitsweise ist wichtig, und kann durchaus beim Unternehmen erwünscht sein.

Skills, die als Kanalbauer von Vorteil sind:

  • Beobachtungsgenauigkeit
  • Räumliches Vorstellungsvermögen
  • Allgemeines intellektuelles Leistungsvermögen in durchschnittlicher Ausprägung
  • Handgeschick
  • Körperbeherrschung

Alternativ zum Kanalbauer kann man sich im Tiefbau eine Ausbildung suchen oder auch als Gas- und Wasserinstallateur in die Richtung des Rohrleitungsbaus gehen.

*Hinweis: Für ein erleichterndes Lesegefühl wird in diesem Text ausschließlich vom „Kanalbauer“ gesprochen, dies schließt natürlich alle Geschlechter mit ein.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.