Erster Arbeitstag: So starten Sie vom ersten Tag im neuen Job durch

Erster Arbeitstag: So starten Sie vom ersten Tag im neuen Job durch

Berufsleben | 01.10.2023

Geschafft. Sie haben das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen, die Jobzusage erhalten, den Arbeitsvertrag unterschrieben. Herzlichen Glückwunsch! Nun steht Ihr erster Arbeitstag an. Der Tag, an dem Sie Ihren neuen Arbeitsplatz zum ersten Mal beschnuppern und Ihre neuen Kollegen kennenlernen werden.

Ob erster Job oder Jobwechsel: Sie sind jetzt der oder die Neue, und genauso fühlen Sie sich. Unsicher, nervös, noch nicht angekommen. Alles ist noch fremd: Der Arbeitsweg, das Büro, die Kollegen. Vielleicht haben Sie Ihren zukünftigen Chef schon im Vorstellungsgespräch kennengelernt und er weist Sie an Ihrem ersten Arbeitstag ein. Vielleicht wissen Sie aber auch gar nicht, was an diesem Arbeitstag auf Sie zukommt und wer Sie begrüßt. Der erste Arbeitstag beim Antritt einer neuen Arbeitsstelle läuft nicht überall gleich ab, aber vorbereiten können Sie sich trotzdem ein bisschen.

Wie läuft ein erster Arbeitstag ab?

Es gibt keine Vorgaben, wie ein erster Arbeitstag ablaufen muss. Wie neue Mitarbeiter willkommen geheißen und aufgenommen werden, ist immer auch abhängig von Art, Größe und Philosophie des Unternehmens. In Handwerksbetrieben fahren neue Kollegen einfach mit ihrem Team auf eine Baustelle und legen direkt los mit ihrer Arbeit. Im Büro hingegen gibt es meist eine Einweisung und eine Einarbeitungszeit. Ein typischer Ablauf für einen ersten Arbeitstag kann zum Beispiel so aussehen:

  1. Begrüßung durch den Chef selbst oder den Team- oder Abteilungsleiter.
  2. Kurzes Einführungsgespräch bei einem Kaffee, eine gute Gelegenheit für Small Talk.
  3. Ihr Vorgesetzter zeigt Ihnen Ihren Schreibtisch und überreicht Ihnen wahrscheinlich auch gleich Arbeitsgeräte und weist Sie in die EDV ein.
  4. Dann kann eine Begrüßungsrunde folgen, Sie werden den anderen Kollegen vorgestellt. Das kann in Form eines Rundgangs passieren oder in einer Teambesprechung.
  5. Vielleicht bekommen Sie einen Mentor an Ihre Seite gestellt, der Sie während der Einarbeitung begleiten wird.
  6. Eine gemeinsame Mittagspause ist nicht unüblich am ersten Arbeitstag.
  7. Ihr Vorgesetzter oder Mentor wird Sie über das Wichtigste informieren, Ihnen vielleicht auch zu Ihren zukünftigen Aufgaben schon einiges sagen.
  8. Sie erhalten einen ersten Überblick über Strukturen und Abläufe im Unternehmen. Wer ist für was zuständig? Wie arbeiten die einzelnen Abteilungen zusammen? Wo ist Ihr Platz?
  9. Vielleicht bleibt noch Zeit für Fragen, die Sie dringend stellen wollen. Oder bürokratische Angelegenheiten müssen noch abgeklärt werden.
  10. Manche Chefs schicken Ihre neuen Angestellten früher heim oder geben Ihnen Infomaterial zum Lesen.

Viel Input, voller Kopf

Am ersten Feierabend wollen die ganzen Eindrücke erst einmal verarbeitet werden. Gehen Sie an den nächsten Arbeitstag wieder mit viel Optimismus heran, auch wenn die Eindrücke vielleicht zunächst gemischt sind. Es kann sich alles schnell ändern. Denken Sie daran: Sie sind erstmal nicht mehr in der Komfortzone. Das strengt an, aber nur das bringt Sie persönlich und beruflich letztlich weiter.

Der erste Eindruck zählt: So punkten Sie von Anfang an

Der perfekte Einstieg gelingt Ihnen, wenn Sie es schaffen, Ihre Nervosität in Vorfreude zu verwandeln und Ihre Erwartungen nicht allzu hoch zu halten. Seien Sie unvoreingenommen, aufgeschlossen und freundlich. Zeigen Sie mit einem ehrlichen Lächeln, dass Sie sich auf Ihren neuen Job freuen. Sagen Sie auch, sofern es die Situation erlaubt, dass Sie sich auf die Zusammenarbeit in der Abteilung freuen.

Weitere Tipps für einen guten ersten Eindruck

  • Seien Sie unbedingt pünktlich.
  • Stellen Sie sich den Kollegen aktiv vor und lassen Sie nicht nur Ihren Vorgesetzten über sich sprechen.
  • Hören Sie aufmerksam zu.
  • Fragen können Sie stellen, wenn es angebracht ist.
  • Kritisieren Sie nicht, auch wenn Ihnen gewisse Dinge sauer aufstoßen. Hier ist es besser, anfangs zurückhaltend zu bleiben. Für Verbesserungsvorschläge ist später noch Zeit.
  • Kommentieren Sie nicht wertend interne Abläufe und Prozesse, auch wenn Sie Ihrer Meinung nach verbesserungsbedürftig sind.
  • Seien Sie verständnisvoll, wenn die Kollegen gerade keine Zeit für Sie haben. Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht. Geben Sie den Mitarbeitern Zeit, sich an Sie zu gewöhnen.
  • Bei einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Team können Sie bereits erste Brücken bauen. Nutzen Sie diese Chance, Kontakte zu knüpfen, deshalb unbedingt. Versuchen Sie, nicht allzu schüchtern zu sein, aber auch nicht zu aufdringlich.
  • Vergleichen Sie nicht alles mit Ihrer vorherigen Arbeitsstelle. Und lassen Sie sich auf keinen Fall in Flurgerede hineinziehen. Bleiben Sie möglichst distanziert, wenn Kollegen in Ihrer Anwesenheit lästern.
  • Punkten Sie mit Ihren Fähigkeiten und konzentrieren Sie sich auf Ihre Aufgaben.

So stellen Sie sich richtig bei Ihren Kollegen vor

Das ist ganz einfach: Sie nennen Ihren Vor- und Nachnamen. Als Frau vermeiden Sie strikt den Zusatz “Frau …” oder gar “Fräulein …”. Diese Zusätze stammen aus der Zeit, als man an dieser Bezeichnung den Ehestatus der Kollegin ablas, was heutzutage als völlig antiquiert gilt.

Ihre Position sollten Sie (falls diese bedeutsam ist) keinesfalls überbetonen. Sie dürfen aber beiläufig und mit einem gewissen Understatement erwähnen, dass Sie ab sofort den Bereich XY verantworten und sich überdies auf die Zusammenarbeit sehr freuen.

Ein wichtiger Punkt sind akademische Titel bei der ersten Begrüßung. Es gilt heutzutage als unfein, diese zu nennen. Manche Konzern wie BASF regeln das sogar explizit in ihrer unternehmensinternen Kommunikation. Die promovierten KollegInnen dürfen den Dr. gern auf der Visitenkarte vermerken und erwarten in der Regel auch im Schriftverkehr die Verwendung einer entsprechenden Anrede, in der Ansprache und erst recht in der Selbstvorstellung ist er aber strikt zu vermeiden. Diese Regel kommt aus dem angloamerikanischen Raum. Nur Ärzte titulieren sich dort mit “Doktor“.

Diese Fehler sollten Sie am ersten Arbeitstag vermeiden

Sie haben natürlich hohe Erwartungen an den neuen Arbeitsplatz. Der erste Arbeitstag ist allerdings häufig mehr ein Abchecken als ein Einarbeiten. Sie sollten sich deshalb in eine aktiv beobachtende Rolle begeben und Kritik, Sprüche oder wertende Kommentare vermeiden. Ein solches Verhalten bleibt oft negativ in Erinnerung.

Auf was Sie besonders achten sollten:

  • Duzen Sie nie von sich aus!
  • Widmen Sie Ihren neuen Kollegen Ihre 100%ige Aufmerksamkeit und lassen Sie Ihr Handy in der Tasche.
  • Wenn nicht gleich alles perfekt ist, nehmen Sie es erst einmal hin. Anforderungen können Sie später immer noch stellen.
  • Meckern Sie nicht, wenn Ihr Account nicht gleich eingerichtet ist oder Arbeitsmaterial fehlt. Machen Sie sich stattdessen Notizen und sprechen es zu einem späteren Zeitpunkt bei Ihrem Chef an.
  • Stellen Sie sich immer nur kurz vor und erzählen Sie nicht gleich Ihre ganze Lebensgeschichte.
  • Bewahren Sie eine höfliche Zurückhaltung, aber bringen Sie sich trotzdem auch ein. Fragen Sie zum Beispiel, ob Sie helfen können und warten Sie nicht, bis Ihnen Aufgaben erst zugewiesen werden.
  • Bleiben Sie unaufdringlich, aber immer interessiert und engagiert.
  • Absolutes Tabu: Reden Sie nicht schlecht über Ihren letzten Job.
  • Achten Sie auf einen zum Unternehmen passenden Dresscode. Tragen Sie keine Outfits mit Statements, beschriftete Shirts oder zu freizügige Kleidung.

Seien Sie der Bewerber, als den Sie Ihr neuer Vorgesetzter in Erinnerung hat. Kommen Sie gut vorbereitet am ersten Arbeitstag an.

Diese Fragen sollten Sie bei Bedarf noch klären

  • Gibt es einen Einarbeitungsplan? Wie lange dauert das Onboarding ungefähr?
  • Wer ist Ihr erster Ansprechpartner für organisatorische und fachliche Angelegenheiten?
  • Wo sind Kantine, Parkplätze und Pausenräume?
  • Wie kommen Sie ins Gebäude? Gibt es einen Personaleingang?
  • Haben Sie alle Login-Daten oder sonstige Zugangsberechtigungen bereits erhalten?
  • Stehen aktuelle Projekte an, an denen Sie sich beteiligen können?
  • Wer gehört zu Ihrem Team?
  • Werden Pausen gemeinsam verbracht? Gibt es feste Pausenzeiten?

Das können Sie gegen Aufregung am ersten Arbeitstag tun

Ein bisschen Lampenfieber am ersten Arbeitstag ist vollkommen normal und gehört dazu. Wären Sie nicht aufgeregt, würde etwas nicht stimmen. Schließlich kommt es jetzt darauf an, das Team zu überzeugen, sich schnell zu integrieren und Teil des Unternehmens zu werden.

Nutzen Sie diesen ersten Tag, um sich selbst ein Bild zu machen von ihrem neuen Arbeitsumfeld. Seien Sie Beobachter. So können Sie Ihre Aufregung gut etwas verbergen. Treten Sie selbstbewusst, aber niemals überengagiert auf. Ein aufrichtiges Lächeln, ein fester Händedruck (in Zeiten von Corona ein Ellenbogen- oder Faustcheck) und ein freundlicher Blickkontakt wirken immer.

Gute Vorbereitung

Nehmen Sie sich ein Getränk, etwas zu Essen und genügend Geld mit für eine eventuelle Pause außerhalb des Firmengebäudes. Seien Sie auf alle Möglichkeiten vorbereitet: Allein essen, gemeinsam im Pausenraum essen oder zusammen mit Ihren neuen Kollegen außerhalb essen. Schließen Sie sich immer der Mehrheit an und knüpfen Sie dezent Kontakte.

Vor dem Antritt der neuen Arbeitsstelle empfiehlt es sich, gesund und reichhaltig zu frühstücken. Warum nicht mal in einem Café auf dem Weg zur Arbeit? Tanken Sie genug Energie. Stehen Sie rechtzeitig auf, eine erfrischende Dusche oder belebende Yoga-Übungen können den Start in den Arbeitstag ebenfalls erleichtern. Tun Sie, was Ihnen gut tut und vermeiden Sie es, sich zu stressen. Wenn Sie unter Zeitdruck geraten, wird die Aufregung nur noch größer.

Keine falsche Scheu

Sagen Sie den Kollegen ganz offen, dass Sie nervös sind, aber sich auch gleichzeitig freuen. Das ist sympathisch, schließlich hat jeder mal angefangen. Bewahren Sie sich eine positive Einstellung. Wenn sie aufgeschlossen gegenüber Neuem sind, fällt Ihnen vieles leichter.

Einstand feiern oder nicht?

Ein Einstand am ersten Arbeitstag ist eher unüblich. Nach ein oder zwei Wochen sind bereits erste Bekanntschaften geknüpft und Sie haben sich mit der Unternehmenskultur vertraut machen können. Jetzt kommt bestimmt auch ein Einstand gut an oder wird sogar indirekt erwartet. Alkohol sollten Sie bei Ihrem Einstand aber vorsorglich weglassen. Canapés oder ein edler Kuchen bietten sich genauso gut an. 

Begrüßungsmail an alle?

In sehr großen Teams oder Abteilungen ist eine Begrüßungsmail an alle durchaus angebracht. Stellen Sie sich mit einem kurzen Text und vielleicht einem Foto (Bewerbungsfoto, nicht Privatfoto) vor. Insebesondere, wenn viele Kollegen im Homeoffice arbeiten, kann eine Begrüßungsmail sinnvoll sein. Ansonsten ist der persönliche Kontakt aber immer noch der bessere, um sich vorzustellen.

Checkliste erster Arbeitstag: Das Wichtigste auf einen Blick

  • Sympathie ist das A und O: Sympathie erreichen Sie durch Aufgeschlossenheit, Aufmerksamkeit und einem freundlichen Auftreten.
  • ein geeignetes Outfit: Der Dresscode sollte zum Unternehmen passen. Kleiden Sie sich besser nicht overdressed, aber auch nicht zu leger. Wählen Sie ein Outfit, in dem Sie sich selbst wohl fühlen.
  • wichtige Fragen für den ersten Arbeitstag notieren
  • bauen Sie keinen Druck auf: Der erste Arbeitstag ist meistens ein Kennenlernen von Mitarbeitern und Räumlichkeiten.
  • pünktlich und ausgeschlafen sein: Alles andere ist unverzeihlich!
  • konzentrieren und aufmerksam sein: Versuchen Sie, sich viele Namen Ihrer neuen Kollegen zu merken, zumindest die von denen, mit denen Sie eng zusammenarbeiten werden.
  • Dank aussprechen, wenn Kollegen Sie willkommen heißen
  • Einladungen zum Kaffee oder zu gemeinsamen Pausen annehmen
  • früh genug mit Networking beginnen: Versuchen Sie, mit Arbeitskollegen ins Gespräch zu kommen und sich ins Team einzufügen.
  • nicht überpünktlich in den Feierabend gehen

Erster Arbeitstag: Einer dieser Tage, die man nie vergisst

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Gehen Sie mit diesen Worten im Hinterkopf an Ihren ersten Arbeitstag heran. Genießen Sie diese besonders Zeit des Beobachtens, Kennenlernens und des Nichtstuns. Am ersten Arbeitstag stehen Sie noch unter Welpenschutz. Freuen Sie sich auf neue Menschen, von denen Sie viel lernen können, mit denen Sie vielleicht viele Ziele erreichen und Erfolge feiern werden. Seien Sie positiv, auch wenn alles Neue einschüchtern kann. Denken Sie daran: Ein Neustart ist immer eine Herausforderung. Aber nichts bleibt so, wie es sich am ersten Tag anfühlt. Viel Glück und alles Gute für den Neustart!

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.